Am Dienstagmorgen wurde Luftfahrtgeschichte geschrieben: Die „Solar Impulse 2“ hat einmal die Erde umrundet – allein mit Sonnenkraft. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sprach sogar von einem „historischen Tag für die Menschheit“.
Schweizer Sonnenflieger nach über einem Jahr in Abu Dhabi gelandet
Terror-Meldungen dominieren derzeit und verbreiten Angst und Schrecken – die Welt scheint völlig aus den Fugen geraten zu sein. Und doch – es gibt’s sie noch, die guten Nachrichten. Erstmals hat ein Flugzeug ohne einen Tropfen Flugbenzin die Erde umrundet und dafür nur 17 Etappen gebraucht. Der schweizer Pilot Bertrand Piccard ist glücklich am Ausgangspunkt seiner Reise in Abu Dhabi gelandet. Hier war Piccard am 9. März 2015 abgehoben. Der Abenteurer hat für seinen spektakulären Flug knapp eineinhalb Jahre gebraucht und war doch nur reichlich 500 Stunden in der Luft. Schuld daran war ein Dreiviertel Jahr Zwangspause auf Hawaii – beim Überflug von Japan in den „Aloha State“ wurden die Batterien beschädigt – sowie eine unfreiwillige einwöchige Pause vor der letzten Etappe nach Abu Dhabi, weil Piccard krank war und das Wetter ungünstig war.
Ein Leichtgewicht mit Jumbo-Spannweite
Die „Solar Impulse 2“ ist äußerlich ein gigantisches Flugzeug – stolze 72 Meter Spannweite machen der eines Jumbos Konkurrenz. Zum Vergleich: eine Boeing 747 bringt es auf 60 Meter Spannweite. Doch das Gewicht des Solarfliegers beträgt nur knapp 2,5 Tonnen, das ist etwa soviel, wie ein Auto durchschnittlicher Größe auf die Wage bringt. Auf die riesigen Flügel der „Solar Impulse 2“ sind 17.000 Solarzellen montiert, deren Energie die Propeller antreibt sowie die Batterien auflädt. Die gespeicherte zusätzliche Energie sorgt dafür, dass der Solarflieger auch nachts vorankommt.
Bis die Sonnenenergie jedoch auch als Treibstoff für kommerzielle Flüge genutzt werden kann, wird es sicher noch viele Jahre dauern, doch der erste historische Schritt ist gemacht. Mit der Erdumrundung wollte Piccard verdeutlichen, welches Potenzial erneuerbare Energien haben und wie sich damit auch die Lebensqualität auf unserem Planeten verbessern lässt. Auch die Vision von einer Welt, die aufhört, ohne Sinn und Verstand ihre Ressourcen aufzubrauchen dürfte ihn angetrieben haben, diese Strapazen auf sich zu nehmen. Nach der Landung in Abu Dhabi bringt der Schweizer sein Anliegen noch einmal auf den Punkt: „Die Zukunft ist sauber. Die Zukunft seid ihr. Die Zukunft ist jetzt. Lasst es uns einen Schritt weiterführen.“
In Anlehnung an die erste Mondlandung gratulierte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon im Internet live und brachte seine „tiefe Bewunderung“ für diese Leistung: „Das ist ein historischer Tag – nicht nur für Sie, sondern für die Menschheit.“
In 118 Stunden über den Pazifik
Bei der „Solar Impulse 2“ handelt es sich um einen Einsitzer, weshalb sich die Piloten Bertrand Piccard und André Borschberg ständig abwechseln mussten. Die Piloten schliefen innerhalb eines Tages jeweils zwölfmal 20 Minuten. Außerdem versuchten sie die Müdigkeit und ihre Nervosität mit Yoga und Selbsthypnose in den Griff zu bekommen. Dabei war Durchhaltevermögen gefragt, denn Piccard benötigte für seine Etappe der Atlantiküberquerung 70 Stunden, Borschberg überflog den den Pazifik in 118 Stunden Stunden – das sind immerhin etwa fünf Tage und fünf Nächte. Der Einsatz hat sich aber auch hier gelohnt: Der Schweizer brach mit diesem Flug den Rekord für den längsten Flug eines von einem Piloten gesteuerten Flugzeugs.