Etihad Airways, der Großaktionär von Air Berlin, will die flügellahme Air Berlin offenbar abseits des Aktienmarktes sanieren. Etihad erwägt deshalb, große Bereiche von Air Berlin an Alitalia zu übergeben, an der die Golfairline ebenfalls beteiligt ist.
Air Berlin: Die Gerüchteküche brodelt
Nachdem Etihad bei Air Berlin im Januar erneut mit einem 100-Millionen-Gesellschafterdarlehen aushelfen musste, reicht es dem Golf-Carrier nun augenscheinlich. Der Großaktionär von Air Berlin trägt sich offenbar mit dem Gedanken, die angeschlagene Fluglinie von der Börse zu nehmen und dadurch mehr Spielraum bei der Sanierung zu haben. Außerhalb des Aktienmarkts könnten weitergehende Maßnahmen eingeleitet werden, ohne dass Etihad die Mehrheit an Air Berlin erwerben muss. Derzeit hält Etihad 29,2 Prozent der Air-Berlin-Aktien. Zum Beispiel könnten im Rahmen eines so genannten Delistings große Bereiche von Air Berlin an Alitalia übergeben werden, bei der Etihad ebenfalls Anteilseigner ist. Die Araber halten knapp die Hälfte der Anteile von Alitalia. Insidern zufolge laufen aktuell darüber Gespräche unter den Großaktionären. Neben Etihad ist das vor allem die türkische Beteiligungsgesellschaft ESAS. Die Pläne für ein Delisting von Air Berlin sind nicht neu: Das Szenario wurde vor etwa zwei Jahren schon einmal durchgespielt, damals jedoch verworfen. Die jetzigen Verhandlungen bezüglich des möglichen Börsenabschieds der Air Berlin bzw. zum Delisting werden von Etihad nicht kommentiert bzw. als „Spekulationen“ und“ unbegründete Behauptungen“ abgetan.
Etihad als nicht-europäisches Unternehmen kann Air Berlin nicht mehrheitlich übernehmen, weil dann die Start- und Landerechte der deutschen Fluglinie verlorengingen. Wenn Alitalia der Käufer wäre, könnte dieses Problem eventuell vom Tisch sein.
Etihad hat einen langen Atem
Fest steht, dass die Sanierung von Air Berlin nicht so recht voran kommt, obwohl Etihad bereits vor fünf Jahren bei der Airline eingestiegen ist und erst vor kurzem der Codeshare-Streit glimpflich ausgegangen ist. Eigentlich hätte der Golf-Carrier wegen der andauernden Verluste der Air Berlin schon längst den Abflug machen können: Die Berliner haben im Jahr 2014 den höchsten Verlust ihrer Geschichte eingeflogen und sind auch in den ersten neuen Monaten der vergangenen Jahres nicht aus den roten Zahlen herausgeflogen. Für 2015 erwarten Analysten einen Verlust von insgesamt 346 Millionen Euro, 2016 werden es voraussichtlich 131 Millionen sein, 2017 immer noch 65 Millionen. Die Araber brauchen die deutsche Airline jedoch trotz aller Probleme für Zubringerflüge zu ihrem Drehkreuz Abu Dhabi.
Air Berlin muss nun noch mehr sparen. So wird auch intern bei Air Berlin weiterhin Verzicht geübt und der Umbau des Managements vorangetrieben. Beispielsweise wurde die künftige Überstundenbezahlung an die Piloten der Air Berlin bis Juni ausgesetzt. Außerdem sollen die 1.250 Flugkapitäne im laufenden Jahr auf ihre bereits im Jahr 2013 ausgehandelte Gehaltserhöhung von vier Prozent verzichten. Auch die Bezüge von Airline-Chef Stefan Pichler sowie von etwa 80 Führungskräften sollen um fünf bis zehn Prozent gekürzt werden.
Unterdessen hat die Air-Berlin-Aktie eine Bruchlandung hingelegt: Sie ist heute an der Frankfurter Börse zeitweise um 25 Prozent eingebrochen. Die Papiere fielen auf 0,610 Euro – ein absolutes Allzeit-Tief.
Video: Börsenabflug Air Berlin (Update)
Quelle: YouTube / dpa-AFX