Ryanair könnte unter Umständen vom britischen Kartellamt zum Verkauf seiner gesamten Anteile am Rivalen Aer Lingus gezwungen werden. Der Chef von Europas größter Lowcost-Airline, Michael O´Leary, will sich das jedoch nicht bieten lassen.
Ryanair muss sich möglicherweise von einigen Anteilen an der Konkurrenz-Airline Aer Lingus trennen. Die britische Wettbewerbskommission erwägt einen derartigen Schritt, weil Ryanair die Fähigkeit habe, mit einem Anteil von 29,8 Prozent auf Geschäftspolitik und -strategie von Aer Lingus einzuwirken. „Unsere vorläufige Ansicht ist, dass Ryanairs Beteiligung den Hauptkonkurrenten auf Routen zwischen Großbritannien und Irland schwächt”, sagte Kommissionsvize Simon Polito. Zudem könnten Allianzen oder Fusionen mit anderen Fluglinien, Kapitalerhöhungen oder der Verkauf von Start- und Lande-Rechten durch die Beteiligung von Ryanair behindert werden. Die britische Behörde hält neben dem kompletten Verkauf des Anteils auch einen Teilverkauf oder Maßnahmen, die Mitsprache-Rechte von Ryanair oder eine Aufstockung der Beteiligung einschränken, für durchführbar. Im Juli soll endgültig darüber entschieden werden.
Ryanair-Chef Michael O´Leary hält die Argumentation für „bizarr und eindeutig falsch”. Er gibt zu bedenken, dass die Wettbewerbskommission erst im Februar 2013 einen „intensivierten” Wettbewerb zwischen Ryanair und Aer Lingus festgestellt habe. Außerdem zeige der Einstieg von Etihad bei Aer Lingus, dass eine Beteiligung anderer Airlines an der Aer Lingus möglich sei.
Ryanair und Aer Lingus sind die wichtigsten Anbieter von Flügen von und nach Irland und auf 46 Strecken direkte Konkurrenten. Bei Kurzstreckenflügen ab Dublin betrug ihr gemeinsamer Marktanteil im vergangenen Jahr 87 Prozent. Ryanair hat bereits drei Mal versucht, Aer Lingus zu schlucken. Das wurde jedoch immer durch die EU-Kommission untersagt.