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Lufthansa: Bordpersonal kritisiert Flüge in Krisengebiete

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Foto Das Kabinenpersonal der Lufthansa will selbst entscheiden, ob es in Krisengebiete fliegtDie Zahl der Krisenherde nimmt weltweit zu. In einem internen Schreiben an die Lufthansa-Chefetage hat das Kabinen-Personal die unzumutbaren Belastungen bei Linienflügen in Krisen- und Krankheitsgebiete beklagt.

Israel, die Ukraine, der Irak, die Ebola-Gebiete in Westafrika – das sind nur einige der derzeitigen Brennpunkte des Weltgeschehens. Diederzeitige Häufung der weltweiten Krisen stellt nicht nur die Politik, sondern auch den Flugverkehr vor ernsthafte Herausforderungen. Auch das Bordpersonal ist bei Flügen in diese Regionen um seine Sicherheit besorgt. Die Personalvertretung der Lufthansa beispielsweise beklagt in einem internen Schreiben , dass angesichts der drohenden Gefahren die Fragen vieler Mitarbeiter unbeantwortet blieben. Von einer „tiefen Vertrauenskrise“ mit dem Management ist die Rede.  Lufthansa stelle die Sicherheit hinter wirtschaftlichen Erwägungen zurück, so der Vorwurf.

Sicherheit hat oberste Priorität

Diese Unterstellungen wurden seitens des Lufthansa-Managements zurückgewiesen, man treffe die Entscheidung zu fliegen oder nicht einzig und allein nach Faktenlage. Offenbar nimmt Deutschlands größte Airline die Ängste ihrer  Mitarbeiter auf Flügen in Krisengebiete wie den Nahen Osten oder Westafrika aber tatsächlich sehr ernst und lässt in einer ersten Stellungnahme verlauten, dass die Sicherheit von Passagieren und Besatzung oberste Priorität habe. Ähnliches war von der Lufthansa auch schon nach dem mutmaßlichen Abschuss der malaysischen Passagiermaschine MH17 über der Ukraine sowie angesichts der Gefahren am Flughafen Tel Aviv geäußert worden. Dort hatten die Behörden aufgrund der Bedrohung durch Hamas-Raketen eine vorübergehende Sperrung des Airports erwogen. Bei der Bewertung der aktuellen Sicherheitslage habe man seitens der Lufthansa ständig Kontakt mit den Behörden. Die Flüge nach Erbil (Nordirak) hat die Lufthansa vor einigen Tagen ausgesetzt. Nach Tel Aviv und Nigeria fliegt die Airline derzeit aber immer noch täglich.

Kabinenpersonal fordert „Einsatzrücktrittsklausel“

Konkret geht es dabei um eine Klausel im Arbeitsvertrag, die es Flugbegleitern ermöglicht, aus persönlichen Gründen Flüge in Krisenregionen nicht antreten müssen, wenn sie dies nicht freiwillig wollen. Die Personalvertreter werfen Lufthansa vor, das Kabinenpersonal nur sehr zögerlich über diese Möglichkeit informiert zu haben. Der Vorsitzende der Gesamtvertretung für das fliegende Personal der Lufthansa, Alexander Behrens, fordert zudem für die Personalvertretung Mitsprache bei Entscheidungen im Sicherheitsteam der Lufthansa, wo die Bewertung der aktuellen Lagen erfolgt. Derzeit werde die Personalvertretung nur über die Fakten in Kenntnis gesetzt. Generell misstraue man jedoch dem Sicherheitskonzept der Lufthansa nicht.

Die Chefs des Kabinenpersonals, Wolfgang Kolhagen und Michael Knauf,  haben die Sicherheitsbedenken des Kabinenpersonals mit dem Hinweis zurückgewiesen, dass Sicherheit „das allererste Prinzip“ sei. Keine wirtschaftliche Erwägung könne es rechtfertigen, ein unkalkulierbares Risiko für Crew und Passagiere einzugehen. Man verstehe die Ängste der Mitarbeiter, jedoch seien Bauchgefühle kein Ersatz für „relevante Fakten und Informationen“. Es ist zudem davon auszugehen, dass Fluggesellschaften gut vernetzt sind und generell zur Krisen-Bewertung auch militärisch und nachrichtendienstlich gewonnene Erkenntnisse nutzen.


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