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Aus heiterem Himmel: Geschichten rund um die Bordtoilette

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Bild KabinenausstattungVon den Millionen Passagieren, die täglich in ein Flugzeug steigen, nutzt nur ein Bruchteil die Bordtoilette – zu eklig, unpersönlich und eng; heißt es. Dabei handelt es sich hier doch um ein technisch ausgeklügeltes Kleinod der Ingenieurskunst. Die heutigen Flugzeugtoiletten sind weit komfortabler, als es noch vor einigen Jahren der Fall war.

Obwohl sie fest zu unserem Alltag gehört, misst die Toilette jegliche Prominenz. Immerhin gilt ihr aber ein Welttoilettentag, den die Welttoilettenorganisation (WTO) 2001 erstmals ausrief – wer hätte das gedacht? Die ernsthafte Institution aus Singapur setzt sich dafür ein, dass öffentliche Toiletten hygienischer und ansprechender werden. Die Geschichte der Bordtoilette müsste die WTO demnach mit Stolz erfüllen, denn beim WC an Bord von Flugzeugen hat sich in den letzten Jahren einiges getan.

Von der Bratpfanne abgekupfert

Heute funktionieren die Toiletten in Flugzeugen längst nicht mehr mit einem Fallrohr, sondern durch ein geschlossenes System, das mit Wasser sowie Unterdruck hygienisch bestens funktioniert. Damit ist die Flugzeugtoilette inzwischen selbst der eigenen Keramik zu Hause weit voraus. Das Bord-WC ist sogar ähnlich einer Bratpfanne teflonbeschichtet, sodass nichts mehr anhaften kann, was anhaften könnte. Zusätzlich stellt ein Cocktail aus Reinigungs- und Desinfektionsmitteln eine einwandfreie Entsorgung sowie anhaltende Sauberkeit auf höchstem Niveau sicher.

Gefrorene Botschaften aus Flugzeugtoiletten

Das „Transportgut“, das sich bei modernen Flugzeugtoiletten weit versteckt in einem Tank sammelt, wird heutzutage auch erst am Zielort dem hiesigen Sanitärsystem zugeführt. Geschichten von gefrorenen Fäkalien-Bomben, die vom Himmel auf die Erde knallen, sind längst Märchen von gestern. Nur noch vereinzelt kann es vorkommen, dass ein Ablassventil undicht ist. Dann gefriert die Toilettenflüssigkeit an der Flugzeugverkleidung und kracht, sobald der Eisklumpen groß genug ist, ab. 200 Stundenkilometer kann die Fäkalien-Bombe dann schnell werden. Zuletzt wurde so im Februar 2012 – shit happens – das Dach eines Hamburger Familienhauses durchschlagen.

Luftfahrtbundesamt: „Es handelt sich nicht um Hagel.“

Normalerweise löst sich solch ein Eisklumpen aber noch rechtzeitig auf. Der Deutschen Flugsicherung ist bislang jedenfalls kein Vorfall bekannt, bei dem jemand durch „Urinschlag“ zu ernsthaftem Schaden kam. Zumeist taut das Eis schon ab, sobald sich das Flugzeug dem Boden und somit der wärmeren Luft nur nähert. Die schlecht riechenden Eisbrocken treten somit wenn überhaupt noch in der Umgebung von Flughäfen auf. Das Luftfahrt-Bundesamt klärt dennoch über die manchmal grünlichen oder auch bläulichen Klumpen offiziell auf: Es handelt sich dabei „nicht um das Naturereignis Hagel“. Vom Verzehr verfärbter Brocken gefrorener Flüssigkeiten, die vom Himmel fielen, wird abgeraten.

Festgesogen: Gefangen auf dem Klo

Flugzeugtoiletten, so fortschrittlich ihre Funktionsweise inzwischen auch ist, haben im Gegenzug zur Sauberkeit aber noch eine andere Tücke. So musste eine US-Bürgerin ihren restlichen Flug mit SAS von Skandinavien nach Amerika vor einigen Jahren auf dem Bord-WC verbringen, weil sie während ihrer Sitzung irrtümlich die Spülung betätigt hatte. Das Unterdrucksystem der Toilette sog die Frau sofort fest. Erst am Zielort konnte die Dame vom Personal befreit werden.

Kläranlagen für Flugzeuge mit wenig Erfolg

Alternativ zum Unterdrucksystem haben deutsche sowie amerikanische Ingenieure daraufhin versucht, einen eigenen Wasserkreislauf für Flugzeuge zu entwickeln, indem eine Kläranlage an Bord integriert wird. So hätte man Passagieren eine wirkliches „water closet“ anbieten können. Technisch wurde das Projekt auch zum Erfolg geführt. Das frisch geklärte Wasser war letztlich sogar reiner, als die stundenlang eingelagerten Reserven. Praktisch scheiterte es jedoch daran, dass die Testpersonen sich weigerten, das aufbereitete Wasser zu nutzen, aus Angst, es sei verseucht. Die Idee eines eigenen Wasserkreislaufs setzte sich darum nur teilweise durch und wird heute für Bordduschen verwendet, um den Wasserbedarf zu reduzieren. Was hingen das WC anbelangt, so bleibt das Unterdruckverfahren die wohl bestmögliche Lösung, die sich für Toiletten an Bord von Flugzeugen einrichten lässt. Einziges Manko, das nicht nur die WTO stören dürfte: Für Fluggäste mit eingeschränkter Mobilität lassen Flugzeugtoiletten zu oft eine behindertengerechte Ausstattung vermissen.


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