Berlin hat nicht nur einen neuen Flughafen, sondern auch ein scheinbar paradoxes Preisphänomen: Die Immobilienpreise rund um den neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg (BER) steigen, obwohl sich der Fluglärm früher oder später (eher später) deutlich verstärken und zu einer Minderung der Lebensqualität führen wird.
Wer in Mahlow wohnt, wird wissen, was es bedeutet in der Einflugschneise eines Flughafens zu leben. Tagtäglich sausen die Flugzeuge zum Flughafen Berlin-Schönefeld hier knapp über die Dächer. Für Immobilienmakler sollte es schwierig sein, in solchen von Fluglärm belasteten Gegenden mit den üblichen Preisen arbeiten zu können – eigentlich. Entgegen der Erwartung zeichnet sich in Berlin aber deutlich ab, dass die Preise für Eigentumswohnungen sowie Bauland trotz des neuen Flughafens in Schönefeld durch die Decke gehen. Allein in Mahlow stieg der Quadratmeterpreis innerhalb von nur einem Jahr um sieben auf 67 Euro an. Böse Zungen behaupten ironisch, der Preisanstieg sei durch die Ruhegarantie des neuen Hauptstadtflughafens BER begründet.
Berliner Trend auch unter Flugrouten
Der Trend des unbezahlbaren Wohnraums zieht sich durch die gesamte Bundeshauptstadt. Selbst in den Teilen Berlins, die unter einer Flugroute liegen, wird Wohnen teurer. In Kleinmachnow stiegen die Immobilienpreise um 20 Prozent, obwohl die Bürger in einer Initiative gegen den Fluglärm kämpfen müssen. Im Süden von Berlin kostet der Quadratmeter schon bis zu 210 Euro und die Preise in Fluggebieten wie Bohnsdorf, Rudow, Wannsee oder Lichterfelde steigen ebenfalls seit Jahren in diese Richtung. Offenbar schadet die Infrastruktur dem Preisniveau nicht. Einige Immobilienmakler berichten sogar, es gäbe auffällig viele Piloten, die unbedingt eine Wohnung nahe des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg suchen würden und somit die Nachfrage gezielt verstärken.
Berlin bleibt trotz neuem Flughafen attraktiv
Die saftigen Immobilienpreise rund um den Flughafen BER steigen aber natürlich nicht nur wegen der angezogenen Arbeitskräfte, räumt ein Makler ein. Vielmehr sei es die attraktive Lage dieser Gegend, die viele Menschen reizt, auch wenn der Schallschutz am Flughafen Berlin-Brandenburg längst nicht gegeben ist. „Der Preis steigt nicht wegen, sondern trotz des Flughafens“, wird erklärt.Bitter ist dies für die Flughafengegner, deren Argument, Wohnland würde einen Wertverlust erleiden, sich bislang nicht bestätigen ließ. In der Strebergartenkneipe unter der Einflugschneise von Berlin-Schönefeld heißt es nun trocken, statt Entschädigungsgelder auszuzahlen, würden bald „Makler Mehdorn und der Wowi“ klingeln, um ihre Provision zu fordern.