Die Tarifeinigung zwischen Lufthansa und der Flugbegleitergewerkschaft UFO hat Schlichter Matthias Platzeck in Berlin vorgestellt. Doch was genau wurde ausgehandelt?
Tariffrieden in der Lufthansa-Kabine
Die gute Nachricht zuerst: Bei den Flugbegleitern der Lufthansa gibt es in den nächsten Jahren keine Streiks. Das endgültige Ergebnis der Schlichtung im Tarifkonflikt der rund 19.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa wurde gestern vorgestellt. Bereits am Donnerstag hatten Deutschlands größte Airline und die Gewerkschaft UFO den Erfolg der Schlichtung verkündet, ohne jedoch Details zu nennen. Das hat der Schlichter, der frühere brandenburgische Ministerpräsident und Ex-SPD-Chef Matthias Platzeck (SPD), jetzt auf einer Pressekonferenz getan, nachdem er ein halbes Jahr lang zwischen den zerstrittenen Parteien vermittelt und sie schließlich zu einem Kompromiss gebracht hatte. Beide Tarifparteien nahmen die Empfehlung des Schlichters Matthias Platzeck an.
Mehr Geld für die Flugbegleiter
Lufthansa hat sich mit der Gewerkschaft UFO über ein Tarifpaket geeinigt, das rückwirkend von Anfang des Jahres bis Mitte 2019 gilt. Die Einigung sieht für die etwa 19.000 Lufthansa-Flugbegleiter mehr Geld vor. Zudem einigte man sich auf ein neues System der Alters- und Übergangsversorgung sowie eine Beschäftigungsgarantie bis zum Jahr 2021.
Demnach steigen die Einkommen der Flugbegleiter zwischen Januar 2016 und Juni 2019 um insgesamt 5,5 Prozent. Neben der ersten Erhöhung von 2,2 Prozent im vorigen Januar wurde eine weitere Anhebung der Gehälter um 1 Prozent im Oktober 2016 und eine weitere von 2 Prozent im Januar 2018 vereinbart. Zusätzlich bekommen die Beschäftigten noch einmalig 3.000 Euro sowie eine Gewinnbeteiligung. Außerdem hat Lufthansa zugesichert, ihre Maschinen bis 2023 nicht mit Fremdpersonal zu besetzen.
Neues Rentensystem, neue Ausbildung
Hinsichtlich der Alters- und Übergangsversorgung, die Platzeck „eines der schwierigsten Themen“ in der Schlichtung bezeichnete, wurde ebenfalls eine Lösung gefunden, mit der die Mitarbeiter von Deutschlands größter Airline gut leben können und die die betriebliche Versorgung innerhalb der Kernmarke Lufthansa kalkulierbarer und günstiger macht. Die Lufthansa garantiert dem Kabinenpersonal nicht mehr eine konkrete Rentenhöhe, sondern die Zahlung eines festen Arbeitgeberbeitrags wobei das Zinsrisiko auf die Mitarbeiter übergeht. Dieser Systemwechsel wird seitens der Lufthansa schon lange gefordert, entlastet er doch die Bilanz der Fluglinie jährlich um 70 Millionen Euro.
Verbessert haben sich die Aufstiegsmöglichkeiten sowie die Ausbildung der Flugbegleiter: So könnten neue Crewmitglieder von Lufthansa-Töchtern wie Cityline oder Eurowings zur Mutter selbst wechseln. Zudem soll aus dem viermonatigen Anlern-Job Flugbegleiter ein Ausbildungsberuf auf Bachelor-Niveau werden. Wer künftig die höheren Entgeltstufen für Flugbegleiter erreichen will, muss die 18-monatige Ausbildung absolviert haben.
Urabstimmung steht noch aus
Der fast drei Jahre währende Tarifkonflikt über Gehälter und Arbeitsbedingungen hatte im November 2015 den längsten und härtesten Streik in der Geschichte der Lufthansa hervorgebracht. In dem von der Flugbegleitergewerkschaft UFO organisierten siebentägigen Streik fielen seinerzeit etwa 4.700 Flüge aus.
Ein erstes Schlichtungsverfahren war im Sommer 2015 gescheitert. Bereits zu Beginn des erneuten Schlichtungsversuchs im Januar dieses Jahres hatte Platzeck eine Teileinigung in zentralen Fragen erreicht, die aber unter dem Vorbehalt einer Gesamtlösung standen. Beide Parteien hatten sich zu Jahresbeginn recht schnell über eine kurzfristige Gehaltssteigerung und Grundzüge zur künftigen Alterssicherung der Flugbegleiter bei der Kernmarke Lufthansa verständigt.
Dem nun vorgestellten Abschluss mit insgesamt 29 Tarifverträgen müssen die Ufo-Mitglieder bis zum 10. August 2016 in einer Urabstimmung noch zustimmen.