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Piloten werden strenger auf Drogen und Alkohol kontrolliert

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Foto Ein reichliches Jahr nach der Germanwings-Katastrophe hat der Bundestag strengere Pilotenkontrollen beschlossenDer Bundestag hat ein reichliches Jahr nach dem Germanwings-Unglück strengere Piloten-Kontrollen auf Drogen und Alkohol beschlossen. Die Piloten-Gewerkschaft VC steht den Kontrollen jedoch skeptisch gegenüber.

Verkehrsminister Alexander Dobrindt sieht positiven Effekt für die Sicherheit

Wieder einmal ging es im Bundestag um die Abwägung von Datenschutz und Sicherheit. Im Fall der Pilotenkontrollen hat die Sicherheit die Nase vorn: Piloten sollen künftig bei Dienstantritt strenger auf möglichen Drogen- und Alkoholkonsum kontrolliert werden. Der Bundestag hat als Reaktion auf die Germanwings-Katastrophe im März 2015 in den französischen Alpen ein entsprechendes Gesetzespaket beschlossen. Das neue Luftverkehrsgesetz, dem das Parlament zugestimmt hat, sieht vor, dass Airlines ihre Piloten bei Verdacht und unangemeldet in Stichproben auf Drogen, Alkohol und andere psychoaktive Substanzen testen müssen. Neben den Zufallskontrollen sowie den Überprüfungen bei begründetem Verdacht soll es künftig auch eine eine Datenbank geben, in der die Ergebnisse der regelmäßigen flugmedizinischen Untersuchungen personifiziert gespeichert werden. Diese bilden die Grundlage für die Flugerlaubnis der Piloten, die der Germanwings-Todespilot Andreas Lubitz dann vermutlich niemals bekommen hätte. Auf die Datenbank sollen ausschließlich Experten des Luftfahrtbundesamtes zugreifen können. Die in der flugmedizinischen Datenbank gesammelten Untersuchungsergebnisse sowie abgebrochene Behandlungen sollen das von manchen Piloten praktizierte „Ärzte-Hopping“ zur Verschleierung von Krankheiten verhindern. Ärzte müssen bei Zweifeln an der Flugtauglichkeit eines Piloten zudem die Behörden informieren. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) lobte die strengeren Piloten-Kontrollen bei der Debatte im Bundestag: Internationale Experten sähen darin einen positiven Effekt für die Sicherheit in der Luftfahrt.
Die Piloten selbst halten hingegen nicht allzu viel von den unangekündigten Kontrollen, die ihrer Ansicht nach zulasten des Datenschutzes der Patienten gehen: Alles in allem könne man „das schon so machen“, allerdings müssten die Sicherheitsmaßnahmen richtig umgesetzt werden, um das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt zu erhalten, kommentiert der Sprecher der Vereinigung Cockpit (VC), Markus Wahl, den Bundestags-Beschluss. Und: „Irgendeiner wird den Kollegen schon mitteilen, dass eine Kontrolle stattfindet.“  Zudem würden die Tests laut VC eine ganze Berufsgruppe unter Generalverdacht stellen.

Unter dem Dach des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) hatte eine Arbeitsgruppe, der Fluggesellschaften, Piloten, Flugbegleiter, Hersteller sowie psychologische und psychiatrische Sachverständige und Flugmediziner angehörten, diese Sicherheitsvorkehrungen angeregt.

Behörden wussten nichts von den psychischen Problemen

Die Maschine der Lufthansa-Tochter Germanwings war im März 2015 in den französischen Alpen zerschellt – alle 150 Flugzeuginsassen kamen dabei ums Leben. Der Co-Pilot, der das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht hatte, soll psychische Probleme gehabt haben und den Ermittlungen zufolge zuvor mehrere Ärzte aufgesucht haben. Kurz vor der Katastrophe wurde ihm ärztlicherseits eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik empfohlen – davon wussten die Behörden nichts. Bereits unmittelbar nach der Germanwings-Katastrophe begann eine Debatte über Sicherheitsvorkehrungen, medizinische Piloten-Tests sowie die ärztliche Schweigepflicht bei psychischen Erkrankungen. Als eine der ersten Maßnahmen wurde die Zwei-Personen-Regel im Cockpit eingeführt

Hinterbliebene von Opfern des Germanwings-Absturzes haben kürzlich bei einem Gericht in Phoenix Klage gegen die Flugschule Airline Training eingereicht, die auch den Co-Piloten der Germanwings-Maschine ausgebildet hat. Die Flugschule in Phoenix gehört zur Lufthansa Flight Training GmbH.


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