Die meisten europäischen Flughäfen sind bisher frei zugänglich. Nach den Brüsseler Anschlägen könnte sich das nun ändern und wer einen Airport betritt, muss künftig vielleicht schon am Eingang sein Gepäck kontrollieren lassen.
100-prozentige Sicherheit an den Airports gibt es nicht
Seit den Brüsseler Anschlägen ist die Flughafensicherheit ein sensibles Thema, und es werden verschiedene Vorschläge von EU-Experten diskutiert, ob bereits beim Betreten des Flughafens Kontrollen stattfinden sollten. Immerhin war es so, dass die Flughafen-Attentäter von Brüssel zwei Sprengsätze in Reisetaschen versteckt hatten, die bei einer entsprechenden Kontrolle vielleicht gefunden worden wären.
In einigen außereuropäischen Ländern, beispielsweise in Indien, muss jeder Passagier ein gültiges Flugticket vorweisen, bevor ihm der Zutritt zum Flughafengebäude erlaubt wird. Es gibt auch Staaten, die direkt am Eingang zum Flughafen bereits das Gepäck durchleuchten lassen oder wo schwer bewaffnete Sicherheitsleute die Flugreisenden bereits bei der Anfahrt im Auto überprüfen.
Das könnten wir doch in Deutschland auch so machen, oder? Ja schon. Aber … Jörg Radek von der Gewerkschaft der Polizei äußerte sich zur Frage, „Wie viel Sicherheit verträgt Freiheit?“ Seiner Ansicht nach gibt es keinen100-prozentigen Schutz an Airports. Er hält die normale Sicherheitskontrolle am Flughafen, bei der Flugreisende durch eine Tor-Sonde gehen, die auf Metall reagiert, für sehr zuverlässig. Ebenso verhalte es sich mit den Gepäckkontrollen. Seiner Ansicht nach ist „der Faktor Mensch mit seiner Zuverlässigkeit das Problem.“
Neue Sicherheitsmaßnahmen verlagern das Problem nur
Jede zusätzliche Sicherheitsmaßnahme bringt neue Probleme mit sich. Wenn die Überprüfung bereits am Eingang zum Flughafen stattfindet, könnte es sein, dass sich bereits dort lange Schlangen bilden – die Terroristen hätten leichtes Spiel und könnten zuschlagen. Auf diese Weise werde das Sicherheitsrisiko nur verlagert und nicht verringert. Und wenn die Flughäfen dann sicher seien, kämen andere Orte, an denen sich viele Menschen aufhalten, wie Schulen oder Märkte in den Fokus der Terroristen. Und wie bei so Vielem spielt auch beim Thema Flughafensicherheit das Geld eine große Rolle – mehr Sicherheit muss teuer erkauft werden: Durch Umbauten an Flughäfen, neue Ausrüstung und mehr Personal beispielsweise.
ADV begrüßt besonnene Reaktion der EU
Als Reaktion auf die Terroranschläge von Brüssel wurden EU-Experten zu einer Sitzung nach Amsterdam einberufen. Die EU-Kommission fordert „angemessene“ Sicherheitsmaßnahmen an europäischen Flughäfen sowie verhältnismäßige und risikobasierte Reaktionen. „Wir wollen offene Transportsysteme“, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde. Zudem müsse man Überreaktionen beim Thema Sicherheitsmaßnahmen vermeiden.
Konkrete Entscheidungen der EU-Kommission werden kurzfristig nicht erwartet. Die könnte es in etwa zwei Wochen geben, wenn in Amsterdam ein Treffen der EU-Verkehrsminister stattfindet, das sich dem Thema Sicherheit widmen wird. Zudem soll das Thema beim EU-Rat im Juni auf der Agenda stehen.
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) zeigt sich zufrieden mit der besonnenen Reaktion der EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. Der ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel hält angemessene Maßnahmen, die zu einem Mehr an Sicherheit führen und umsetzbar und passagierfreundlich sind, für das Mittel der Wahl. Zugangskontrollen vor den Terminals lehnt der ADV ab.
Video: Nach den Anschlägen in Belgien kommen wieder Diskussionen um die Flughafen-Sicherheit auf
Quelle: YouTube / Bayerischer Rundfunk