Quantcast
Channel: Die Flugwelt A – Z – Fluege.de News
Viewing all articles
Browse latest Browse all 844

Braucht das Cello wirklich einen eigenen Sitzplatz?

$
0
0

Wenn Musiker fliegen wollen, wird’s teuer. Sie müssen nämlich nicht nur für sich, sondern auch für Cello, Geige und Co. ein Ticket lösen. Die empfindlichen und teuren Musikinstrumente würden im Frachtraum Schaden nehmen und als Handgepäck werden sie nicht akzeptiert.

Bürokratie, Schikane oder einfach nur Geldgier?

Bei der Airline Thai Smile brauchen Puppen einen eigenen Sitzplatz im Flieger – das ist skurril genug. Doch auch wertvolle Musikinstrumente müssen zumeist ein eigenes Ticket haben. Das ist unter anderem bei der Air-Berlin-Gruppe so. Viele Musiker fühlen sich deswegen schikaniert und ungerecht behandelt und haben nun eine Petition gestartet. Die Internationale Musikerföderation hat die EU aufgefordert, die Mitnahme von Musikinstrumenten im Flieger zu erleichtern. Das mag für den Moment vielleicht albern klingen, aber für Musiker bzw. ganze Orchester, die sich auf Tournee im Ausland befinden, ist das existenziell wichtig. Und: Das gilt nicht nur für die „Großen“ wie Kontrabässe oder Celli, sondern beispielsweise auch für Violinen.

Gehört eine Stradivari in den Frachtraum?

Einige werden sich vielleicht fragen, weshalb das teure Stück nicht einfach im Frachtraum von Auftritt zu Auftritt fliegen kann. Keine gute Idee – dort ist es viel zu kalt und zudem ist die Fracht meist nur bis zu einer bestimmten Höchstsumme versichert. Meist kostet ein richtig gutes Instrument aber viel mehr und ist auch im Schadenfall nicht wirklich zu ersetzen. Und wer schon einmal beobachtet hat, wie mit Frachtgepäck umgegangen wird, kann sich vorstellen, dass die teuren Instrumente trotz stabiler Verpackung dort nicht dazugehören.

Bei einigen Airlines kostet das Ticket für das Instrument oft sogar mehr als das für den Musiker. Er kann für sich –  sobald er seinen Tournee-Plan hat – Tickets zum Frühbucherpreis kaufen. Für Instrumente gilt dieser günstigere Tarif nicht. Und auch dann, wenn der Musiker in der Business Class fliegt, darf das Instrument nicht in der Economy „sitzen“, sondern muss zum Vollpreis neben seinem Besitzer Platz nehmen. Kein Wunder, dass Konzertkarten oft so teuer sind 😉

Der bekannte Dortmunder Cellist Andreas Arndt führt gegenüber dem WDR noch mehr Probleme an, die es geben kann, wenn das Instrument mit in den Flieger muss. Am Check In müsse man zittern, ob der Computer den Extrasitz für sein Cello überhaupt verbuchen könne. Zudem sei es auch so, dass der Zoll immer noch einen Blick in den Instrumentenkasten werfen will und nach Terroranschlägen das Musikinstrument unter Umständen ganz zuhause bleiben muss. Und dann geht es schon mal an die Existenz des klassischen Musikers.

Eine richtige Begründung für diese „Sicherheitsmaßnahmen“ gibt es nicht. Die Verweigerung der Mitnahme als Handgepäck könnte man einzig und allein damit begründen, dass einige Musikinstrumente von der Normgröße fürs Handgepäck abweichen.

Internationale Petition gestartet

Jetzt haben Musiker über ihren internationalen Verband FIM (International Federation of Musicians) eine  internationale Petition der Musiker gestartet. Sie verlangen darin die kostenlose Mitnahme von Instrumenten im Handgepäck. Darin wird Air Berlin ausdrücklich wegen ihrer Haltung zur Mitnahme von Musikinstrumenten kritisiert. Deutschlands zweitgrößte Airline und ihre Töchter planen nun aber „nach zahlreichen Rückmeldungen von Gästen, die mit einer Geige oder einem vergleichbar großen Musikinstrument reisen“,  ihre Handgepäck-Regelungen zu ändern. Bis heute existieren keine einheitlichen internationalen Regelungen über den Umgang mit Instrumenten im Flugzeug. Das soll sich nun ändern: Der Verband will mit der Petition auf europäischer Ebene die Fluggesellschaften rechtlich verbindlich verpflichten, Musikinstrumente als Handgepäck zu akzeptieren.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 844