Der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) bereitet Anwohner bereits jetzt auf die Inbetriebnahme vor. Das Airport-Dialogforum organisiert Vorträge zum Fluglärm und bietet Meditationskurse an. Zum Eröffnungstermin des BER gibt es zudem neue Wortmeldungen.
„Der Flughafen fängt im Kopf an“
Meditieren und Yoga sollen BER-Anwohnern beim Umgang mit Fluglärm helfen. Die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg lädt Anwohner des Airports in der Zeitschrift „BER aktuell“ zum Gesundheits-Training und Selbstheilungskursen ein. Heilpraktikerin Constanze Schwuchow sagt: „Der Flughafen fängt im Kopf an.“ Sie bietet Flughafengegnern an, miteinander zu reflektieren und zu entspannen, um ‘mit Geräuschen, mit ablehnenden Gedanken und den Gefühlen von Sorge, Wut o. Ä. umgehen zu können’.
Mit einem startenden Flugzeug wirbt die Zeitschrift für den 2. Gesundheitstag „Leben mit dem Flughafen BER in Schönefeld“, der am 25. Februar 2016 im Airport-Dialogforum stattfindet. In drei Vorträgen der Volkshochschule Teltow-Fläming sollen Anwohner den Umgang mit dem Fluglärm erlernen und gewissenmaßen wegmeditieren. Betroffene Anwohner sehen das völlig anders. So sagt BER-Anwohnerin Susanne Rahneberg aus Mahlow gegenüber der BZ: „Gegen Fluglärm hilft keine Meditation. Der Flughafen soll uns lieber wirksamen Schallschutz gewähren!“ Stefan Noffke aus Blankenfelde ist fassungslos, „wie man sich so was ausdenken kann. Gegen Düsenlärm helfen nur Flugrouten, die nicht über Siedlungen führen!“ Das Blatt berichtet zudem, dass Diethard Günther aus Mahlow an Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) geschrieben hat: „Der Gesundheitstag ist eine Verhöhnung der betroffenen Menschen. Unter Missachtung medizinischer Studienergebnisse zu den gesundheitsschädlichen Auswirkungen von Fluglärm werden als ‚Heilmittel‘ Hokuspokus und Gesundbeterei im Interesse des Flughafens betrieben. Was soll das?“ Auf die Antwort wartet er laut BZ noch.
Glaubt der BER selbst, dass Yoga und Meditation gegen Fluglärm helfen? Sprecherin Nicole Päuser hält sich bedeckt: „Wir bewerten die Veranstaltung der Volkshochschule nicht. Die Entscheidung hinzugehen, muss jeder für sich selbst treffen …“
Das Lärmschutzprogramm des neuen Flughafens BER ist von Beginn an heftig umstritten, vor allem, weil es zunächst deutlich unterdimensioniert war und ständig nachgebessert werden musste.
Zur BER-Eröffnung kann keine seriöse Aussage getroffen werden
Der Aufsichtsrat des Hauptstadtflughafens hat sich zu Wochenbeginn zudem zum Eröffnungstermin geäußert. Im Dezember 2015 hieß es noch, dass die Bautätigkeit im BER-Terminal Mitte Juli 2016 beendet werde, heute ist als Termin dafür der August oder September 2016 im Gespräch. Der BER kann trotz neuer Verzögerungen im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen. Aufsichtsratschef und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sagte, dass es ihm wichtig sei, 2016 die Bauarbeiten zu beenden und den Flughafen 2017 in Betrieb zu nehmen: „Nach wie vor ist es so, dass bei dem ganzen Baufortschritt, der uns auch heute dargestellt wurde, das nach wie vor alles auch zu erreichen und möglich ist.“
Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider hat sich indes besorgt zum Eröffnungstermin geäußert. „Der jetzt erreichte Bautenstand kann nicht befriedigen. Das macht mich unruhig“, sagte er der Berliner Zeitung. Ob der neue Schönefelder Flughafen im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehe, könne jetzt noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden. „Bevor die letzten Genehmigungen nicht vorliegen und abgeschätzt werden kann, was noch wirklich gebaut und umgebaut werden muss, ist niemand in der Lage, eine seriöse Aussage zu treffen.“ Der Flughafen hatte am Montag wichtige Unterlagen beim Bauordnungsamt verspätet eingereicht. Die 4.000-seitigen Unterlagen zum 5. Nachtrag sollten ursprünglich bereits Ende Januar komplett sein. Insgesamt gesehen schmilzt die Risikoreserve durch die Terminverschiebungen nach und nach immer mehr zusammen.
Video: Flughafen BER – Die ewige Baustelle
Quelle: YouTube / Berliner Morgenpost