Die deutschen Fernbusanbieter wollen auch grenzüberschreitend kräftig wachsen und den Markt in den europäischen Nachbarländern erobern. Der Angriff gilt jetzt nicht mehr nur der Bahn, sondern auch den Billigfliegern.
Zum halben Preis zum Eifelturm
Billigflieger boomen aktuell. Doch das könnte sich schon bald ändern. Die Fernbus-Betreiber haben nach der Liberalisierung des des Fernbus-Marktes neben der Bahn jetzt auch in den Lowcostfliegern einen Gegner ausgemacht, dem sie Marktanteile abluchsen können. Vor allem beliebte Destinationen wie Paris oder Rom könnten Potenzial haben. So kostet ein Flug von Berlin nach Paris günstigstenfalls 100 Euro. Beim günstigen Bus-Angebot kommt man bereits für 50 Euro hin und zurück. Allerdings sollten einen Reisezeiten von mitunter 15 bis 20 Stunden nicht schrecken. Das Angebot dürfte aus diesem Grund vor allem junge, flexible Kunden mit viel Zeit und wenig Geld anlocken. Und ein weiteres Argument spricht dafür, statt in den Flieger in den Bus zu steigen: Man kann mindestens eine Übernachtung sparen.
(Süd-)Frankreich, wir kommen
Ganz vorn mit dabei ist in dieser Hinsicht der größte deutsche Buslinienbetreiber auf Fernstrecken MeinFernbus/Flixbus. Der Marktführer will jetzt an seinen Erfolg in Deutschland anknüpfen und den europäischen Markt erobern. Doch nicht nur darum geht es. Auch auf innerdeutschen Strecken ist noch Wachstum drin. Durch eine höhere Taktung auf den Hauptstrecken und Fahrten im Sommer an die Nord- und Ostseeküste – immer in direkter Konkurrenz zu den Angeboten der Billig-Airlines.
Nach der Fusion und der Zusammenführung der Streckennetze hat MeinFernbus/Flixbus bereits mehr als 200 Verbindungen. Doch das reicht dem Branchenprimus nicht: 60 bis 70 internationale Verbindungen sollen noch in diesem Jahr neu in den Fahrplan kommen. Mit dabei sind Kopenhagen, Rom, Venedig und Florenz, Lyon und Marseille. Doch auch die Konkurrenz im eigenen Lager schläft nicht. Gestern hat beispielsweise der britische Rivale Megabus Tickets zu einem Euro für Fahrten von Köln nach Barcelona angeboten. Postbus hat in Kooperation mit Eurolines Fahrten nach Paris, Kopenhagen, Zürich und Wien im Angebot. Vor allem auf Frankreich haben es die etablierten Fernbus-Unternehmen abgesehen. Denn auch beim westlichen Nachbarn dürfte das Parlament demnächst den Markt für Fernbusverbindungen freigeben.